Das Bild von Lupo und das Zwillingsbild von seiner Oma sind die letzten Bilder.
Ich spielte noch ein bisschen an den Bildern für NORMA rum. Die Idee, die einkaufende NORMA-Kundschaft mit »NORMA-Marylin-Monroe-Tüten« über den Kopf gestülpt rumlaufen zu lassen, finde ich immer noch gut. Nun, ich wage es nicht, die Arbeit anzugehen, da ich im Hinterkopf ständig die Reaktion der verschiedenen Entscheidungsträger und Expansionsleitern der NORMA habe und es graut mir wieder von den Gesprächen, Rechtfertigungen und Verteidigung des Bildes. So bleibt die Idee in ein paar Skizzen festgehalten...
Donnerstag 13.9.2007
Nach Düsseldorf mit allen fertigen Vorlagen. Heute und die nächsten Tage wollen wir alles für den Druck vorbereiten. Scannen, retuschieren, korrigieren und ab in die Druckerei nach Polen.
Montag 17.9.2007
Während wir bei Roger die Vorlagen aufarbeiteten, kam ein E-Mail vom Stadtteilbüro. Frau Dormann teilte uns mit, was wir zu tun hätten. Wir besprachen es und ich rief sie in Stadtteilbüro an. Bisher waren es nur Spannungen, jetzt kam es zu einem offenen Streit, und das war neu.
Es ging um den Schlussakt. Frau Dormann hat sich entschieden, den Empfang in die Stadtteilbüro-Räume zu verlegen und gedroht, den Folder mit eigenen Texten zu versorgen. Es galt dies zu vermeiden...
Mittwoch 19.9.2007
Ich schrieb einen Brief an Frau Nacken (Seite 1 | Seite 2), ich resümierte die Probleme mit dem Stadtteilbüro und bat um Abhilfe. Der Brief hatte für mich eher eine Ventilfunktion.
Samstag 22.9.2007
VISCOM Messe in Düsseldorf ist eine Messe über das Bedrucken. Wir schlenderten mit Roger von Stand zu Stand und ließen uns beeindrucken. Später besuchten wir Roman auf seinem Stand. Eine herzliche Begegnung, bei dem ich meine polnischen Sprach-Kenntnisse teilweise abstauben konnte.
Mit Roman und seinem Team besprachen wir die letzten Details. Das Material, die Befestigung, die Technik des Verhüllens, Liefertermine. Das Finale fängt an...
Sonntag 23.9.2007
Um zwei bei Lupo. Ich bat ihn um den Text für sein Bild. Lupo holte ein großes Aachener Platt-Wörterbuch und gemeinsam mit seiner Mutter kreierten sie den Text.
»Heij hant vür os ömmer Heäm jefuuehlt Lupo 2007 än ming Jrueßmodder Traud Küpper 1914«
Er hat es zweimal geschrieben und mit seiner Mutter penibel im Lexikon nachkontrolliert. Noch Tage später, als wir die Dateien längst nach Polen geschickt hatten, rief er mich noch an, um mir zu sagen, dass ihm möglicherweise ein Fehler in dem Text unterlaufen ist und dass er schon darüber träumt.
Den ganzen Abend saß ich in Café Goldmund und werkelte an dem Text für den Flyer über die Hüttenstraße.
Dienstag 25.9.2007
Gestern bereitete ich eine Art Urkunde für die Besitzer und die Modelle vor. Eine Erklärung, dass sie mit der Abbildung einverstanden sind. Heute fuhr ich mit den Urkunden nach Aachen.
Um 11 Uhr bei Meinzenbachs, das Haus war voll. Die Eltern von Kerstin, zwei Hunde. Ich ließ mir die Urkunde signieren und zog weiter zu den Ritzens.
Auch da die Tochter, die ich nie vorher gesehen habe. Zum Schluss stand noch ein Besuch bei Dr. Sendzik in der Praxis bevor, aber der Doktor sagte wieder kurz davor ab. Dem Doktor ist offensichtlich gar nicht klar, was er mit seinen Absagen, kurz vor dem Ende, verursacht. Ich rief ihn zurück und machte ihm klar, dass wir handeln müssen, nächste Woche ist die Enthüllung. Ich soll morgen zu ihm nach Hause kommen. »Dann klären wir es« sagte er....
Mittwoch 26.9.2007
Pünktlich um 12 bei ihm. Doktor war miserabel gelaunt.
Das Bild von Hubert Ritzen, das an sein Haus kommen wird, gefällt ihm nicht. Es kam aber noch dicker. Dem Hubert haben wir zwar eine PLUS -Tüte in die Hand gedrückt, aber keine Freigabe von der Firma eingeholt.
»Ohne Erlaubnis der Firma kommt überhaupt nichts an die Wand, ich habe einen Vertrag,« sagte er aufgeregt. Er hatte Recht. Ich bat ihn, mir die Telefonnummer des Ansprechpartners zu geben. »Die Nummer steht im Telefonbuch,« sagte er trotzig.
Die zweite Reklamentafel gehört der Malerfirma Hilgers. Dr. Sendzik betonte mehrmals, dass die entfernt wird. »Ich will sie da nicht mehr haben.« Heute klang es anders. Der Maler Hilgers muss an der Wand bleiben.

Wütend verließ ich sein Haus und fuhr zu nächster PLUS-Filiale. Ich ließ mir die Telefonnummer der Verwaltung geben. Das Rennen gegen die Zeit und den eigenen Fehlern fing an. Wenn wir Pech haben, wird sich PLUS weigern unseren Vorschlag zu akzeptieren, und die Wand bleibt leer.
Bei PLUS in Mülheim a. d. Ruhr telefonierte ich mich bis zu einer kompetenten Person durch. Ich erzählte ihr die Problematik, gab unseren Fehler zu und bat sie um Hilfe. Sie hörte sich alles an und erklärte mir, dass es zwei Einwilligungen braucht, dass aber diese beiden Menschen bis Montag in Urlaub sind.
Nächste Woche?
Das ist schon Oktober...
Um zwei war ich bei Herrn Weniger in der GEWOGE. Herr Weniger war blendend gelaunt, guckte nur kurz die Bilder an, lächelte und unterschrieb.
Samstag 29.9.2007
Endlich den Text für den Flyer fertig geschrieben (Seite 1 | Seite 2). Sorge und Furcht vor eigenem Projekt. Frau Dormann kommt mit dem Projekt nicht mehr klar.
Am Montag, nachdem sie den Text gelesen haben wird, wird sie durchbrennen. Von keinem der Menschen auf der mittlere GEWOGE-Tagebuch-Collage habe ich eine Einwilligung.
Montag 1.10.2007
Am Wochenende rief mich Dr. Sendzik an und bat uns am Montag um halb elf zu einer Krisensitzung in seine Praxis. »Der Maler Hilgers wird auch kommen.«
Der Maler Hilgers zeigte sich als ein ruhiger Mensch. Seine Art beruhigte auch Dr. Sendzik nach und nach.
Wir einigten uns darauf, dass die Bilder zur Enthüllung wie geplant hängen werden. Zusätzlich bringen wir zwischen den beiden Huberts eine Plane mit »Maler–Hilgers–Werbung«. Später montieren wir seine Werbung in das Bild ein und tauschen es um.
Der arme Hubert, was er noch alles aushalten muss...
Vor dem Haus besprachen wir zum Schluss das Praktische und wie es mit dem Zeitlichen zu vereinbaren ist.
Von Dr. Sendzik fuhren wir zu dem Graphiker Carabin. Er bekam von uns den Text mit den Bildvorlagen um daraus den Projekt-Flyer für das Stadtteilbüro zu machen. Keine leichte Aufgabe bei den Spannungen.
Den Text konzipierte ich als eine Art Spaziergang, so war die Reihenfolge der Bilder auch unser einziger Wunsch an Herrn Carabin.
»Den Text und die Bilder muss ich aber vorher Frau Dormann zeigen,« sagte er.
Mehr zu sagen gab es nicht, und so verließen wir Herrn Carabin bald in aller Freundlichkeit.
Um vier, wieder in Köln, traf ich Jochen in der Zeit der Kirschen, in Ehrenfeld. Jochen brachte sein 12-seitiges Konzept mit. Er hat drei Drehtage mit komplettem Kamerateam eingeplant. Wir gingen das Buch durch. Zuerst dachte ich, Jochen macht daraus seinen Spielfilm, aber bald begriff ich, dass diese Script die nötige organisatorische Struktur, Konstruktion des Films bildet. An dem Script orientieren sich sowohl Jochens Redakteure, als auch wir, die Subjekte des Erzählens. Es fasst auch die ganze Zeitplanung um. Interessant, wie Jochen nach und nach daraus ein eigenes Projekt macht.
Dienstag 2.10.2007
Frau Dormann rief heute früh an. Ich war noch nicht wach und schon ging es los. Wie ich mir dachte, sie explodierte...
Die Idee zu der Tagebuch-Wand entstand aus einer Not. Nach der ersten Abschätzung erkannte ich, dass alle Bewohner der GEWOGE Häuser auf die erste Wand passen. In den Tagen rief mich Frau Dormann an und sonnig gelaunt teilte sie mir unter anderem mit, dass sie mit Frau Petersen erwägen auf einer der Collagen verewigt zu werden.
»Sehen wir mal,« antwortete ich wahrscheinlich...
Ich besprach mit Roger die Gefahren und Risiken des Bildes. Er war bereit, sie mit zu tragen.
Ab dem Moment wurde für mich das Bild zu Politikum. Ich komponierte es so, dass keiner im Vordergrund steht und ich die angreifbaren, unvorteilhaften Bilder vermied. Es sind alle Menschen, die wir in den drei Jahren des Projektes trafen. Und von keinem einzigen hatte ich eine Einwilligung, wie es der Vertrag vorschreibt.
Es wurde eine Arbeit, die nur an meinen Gewissen gebunden ist, dem Instinkt folgt und sich über die Gesetze und Vereinbarungen hinwegsetzt. Rebellieren, wenn es zu streng wird. Rebellieren, wenn Unnötiges verlangt wird. Die Kunst muss sich den Gesetzen nicht unterordnen... Die Reaktion war mir egal und die Meinung von Frau Dormann in dem Moment auch...
Sie redete über die Enttäuschung und über die schlaflosen Nächte, die wir ihr bereiten. Für Frau Dormann stürzte die Welt zusammen...
»Frau Dormann, lassen sie es geschehen, ich trage die Verantwortung,« redete ich auf sie ein. Sie war aber nicht in der Lage, nicht gewollt diese Verantwortung mir zu überlassen. Sie hat es nicht gewagt, nicht gewollt.
»Ich muss mich beraten,« sagte sie verzweifelt und ich war froh, dass die Verbindung durch die dicken Wände meiner Wohnung manchmal unterbrochen wurde...
Nach diesem emotionalen Ausbruch von Frau Dormann rief ich Roger an und informierte ihn über das Gespräch. Frau Dormann sagt, dass kein Bild gehängt oder enthüllt werden darf, zu dem keine verträglich vorgeschriebene Einwilligung vorliegt.
Nach dem Gespräch mit Roger rief ich nochmals Frau Dormann an. Es wurde ein sehr emotionales Gespräch, das über eine Stunde dauerte. Mal ging es tief, mal war es enthusiastisch, als ob die Probleme schon gelöst wären. Wir berührten Privates, warfen uns unsere gegenseitigen Ungerechtigkeiten und Unzulänglichkeiten vor. Am Ende wussten wir beide nicht, wie weiter.
»Frau Dormann, lassen sie es geschehen,« sagte ich nochmals.
Ich versuchte die ganze Verantwortung an mich zu nehmen und sie quasi zu befreien, auch wenn ich nicht wusste wie.
Am Vorabend zu Schwanen-Simons, die Urkunde von der ganze Familie unterschreiben zu lassen. Alle drei, die Mutter, die Tochter und Herr Simons waren zufrieden. Wir auch, weil wir im Moment dankbar für jede Problemlosigkeit waren...
Mittwoch 3.10.2007 Tag der deutschen Einheit
Jochen dreht mit seinem Team den ersten Drehtag ab und bat uns, um Zwölf in den »Barbara-Stuben« zu sein. Ich kam bisschen früher, gerade als Lupo ein radikales Statement über die Rothe Erde in die Kamera gab.
Der Dreh war voll im Gange als Roger kam und ohne zu zögern mir ein Fax vor die Nase steckte, das wir gestern Vorabend von Herrn Begaß bekamen. Das Fax verdarb mir den Tag. (Seite_1 | Seite_2) Als wir dann die Porträtszene mit Lupo drehten, spiegelte sich meine Laune in meinen Aussagen wider.
»Es war nicht gut, du warst Kontraproduktiv« sagte mir Jochen nachher.
Wie konnte ich nach dem Fax auch anders sein.
In der kurzen Pause fuhren wir mit Roger in unser Lieblingscafé ins Zentrum, wo wir alles überlegten.
Den Rest des Nachmittags drehten wir mit Jochen bei den Leuten in verschiedenen GEWOGE -Wohnungen. Es war amüsant, mal radikal und insgesamt sehr interessant, was wir uns anhörten...
Am Abend zu Hause kam ich auf die Idee, die Menschen der Tagebuchwand anzuschreiben und sie um eine Einwilligung zu bitten, was ich auch sofort tat. Ich entschuldigte mich für die Verspätung und bat um schnelle Antwort, sonst muss ich die Gesichter einschwärzen...
Montag 8.10.2007
Manche Unterschriften habe ich persönlich geholt. Wie heute bei Oprées, oder Karl-Heinz Jeiter in Ludwig-Forum. Nachher in die Hüttenstraße, wo die Brüder Moeberz unsere verhüllten Bilder an die Wände installierten.
Rogers Part mit den Moeberz
Roger musste heute früher weg und so hatte ich die Bauaufsicht.
Ich beobachtete und hörte den Brüdern Moeberz bei dem Bohren, Ausmessen und Installieren zu und realisierte langsam, dass unter der weißen Plane die Ernte unserer zweijährigen Arbeit sich verbirgt. Es sind meine Bilder, die verhüllt an die Wand gebracht werden.
Wenn sie in paar Tagen enthüllt werden, werde ich sie genauso zum ersten Mal sehen, wie die anderen, die dabei sein werden.
Dienstag 9.10.2007
Der Brief an die Menschen der Tagebuchwand war ein Erfolg, kein Gesicht muss eingeschwärzt werden. Heute kopierte ich alle Einwilligungen für Frau Dormann.
Mittwoch 10.10. 2007
Der zweite Drehtag mit Jochen. Das Team dreht heute unter anderem die Installation der Bilder. In Weiß verhüllt.
Die vorbeigehenden Leute bleiben stehen und fragen sich, was das wird. Frau Dormann hat statt einer Einladung einen grauen Amtsbrief auf Stadtteilbüropapier geschrieben. Sie hat kleine Zettel gebastelt und überall in der Straße in die Häusereingänge verteilt. Das zeigt, wie despektierlich das Stadtteilbüro und die ganze Verwaltungsebene mit dem Projekt umgehen. Wir arbeiteten mehrere Jahre an dem Projekt, um jetzt zu erfahren, dass die Eröffnung nur für die Bewohner der Hüttenstraße ist.
Donnerstag 11.10.2007
Um 11 bei Harald Kunde in Ludwig Forum. Ein kleines Interview, damit Harald weiß, was er morgen über uns sagt.
Zurück fuhr ich über die Hüttenstraße, um den letzten Blick auf die verhüllten Bilder zu werfen.
Auf der Höhe von NORMA blicke ich links auf das STAWAG-Umspannwerk. Die weiße Plane fällt herunter, und ich erlebe unverhofft eine ganz private Enthüllung. Ich wende mich nach Zeugen um, aber ich bin alleine. Kein Mensch steht auf dem großen Parkplatz vor NORMA, kein Auto fährt vorbei und auch die beiden Bushaltestellen sind leer. Ich parke das Auto, steige aus und klettere über den Zaun auf das STAWAG-Gelände. Ich reiße den Rest der Folie runter, falte das riesige Stück Stoff zusammen und verstecke es im Busch. Dann klettere ich auf die Straße zurück, fotografiere das Bild, rufe anschließend Roger an und erzähle ihm alles.
Freitag 12.10.2007
Um 11 kam Jochen mit dem Filmteam zu mir. Dritter Drehtag, die Jungs haben viel zu tun, heute ist die Enthüllung.
Nach drei Stunden bei mir im Atelier, fuhren wir nach Aachen. Roger ist seit dem Morgen da.
Der Maler Hilgers hat gestern seine Arbeiten an dem Haus beendet und heute Vormittag wurde tatsächlich das Gerüst abgebaut.
PLUS hat im letzten Moment dem Bild mit der PLUS-Tüte zugestimmt. Am letzten Tag, kurz vor der Enthüllung sind alle Bilder juristisch einwandfrei.
Roger ist ein bisschen genervt, die Bahn streikt und er weiß nicht, ob und wann seine Natalia ankommt. Sie kam pünktlich an, wurde von mir am Bahnhof abgeholt.
Die Enthüllung am 12.10.2007 (Einladungsbrief)
Um 17 Uhr an der Ecke Madrider Ring/ Hüttenstraße, vor dem Dr. Sendzik Haus. Die Rothe Erde Bewohner strömen aus allen Ecken und Richtungen langsam hierher.
Herr Dr. Linden, der Bürgermeister, Harald Kunde, Ludwig Forum Direktor mit seiner Frau Anne, Dezernentin Gisela Nacken, Herr Begaß mit Frau Dormann, Frau Bollwerk, viele Bewohner der GEWOGE-Häuser, Aachener Stadtkadetten... Der kleine Parkplatz vor dem Haus war bald voll, hilflos und schüchtern von einem Polizeibeamten bewacht.
Von dem erhöhten Treppenabsatz, an Dr.Sendziks Haus, hielt zuerst der Bürgermeister eine joviale Rede, bevor er das Wort an Harald Kunde weitergab.
Nach den Reden enthüllte der Bürgermeister das erste, das linke Bild. Die Leute pfiffen, schrieen und klatschten, »...ja, es ist der Hubert...«
Die Bilder an der gegenüberliegenden Seite, an den GEWOGE-Häusern enthüllten die Kinder, viele auf einmal. Jedes Bild, jede Enthüllung wurde mit Kreischen und Klatschen begleitet...
Wie bei einer Prozession oder auf einem Kreuzweg wanderte die Menge von etwa 100 Menschen von Haus zu Haus. Nach 40 Minuten kam die Prozession an dem STAWAG-Umspannwerk an, wo ein kleiner Empfang, vom Stadtteilbüro organisiert stattfand.
Frau Dormann begrüßte die Besucher, ihre Worte verhallten in den leeren Wänden des STAWAG-Gebäudes, keine hörte zu. An den runden Tischen lag ausgestellt der fertiger Folder zu unserem Projekt. Ich nahm es in die Hände. Billiges Papier, eigenwillig von Frau Dormann veränderter Text, misslungene Gestaltung. Alles lieblos. Eine Missachtung unserer Vorstellungen.
Den Tag der Enthüllung, Freitag dem 12.10. legte Frau Dormann fest (»...ich arbeite ungern am Samstag« sagte sie damals).
Als wir über den Ort des Empfangs nachgedacht hatten, boten sich auch die »Barbara-Stuben« von Lupo an. Die Größe, die Lage und die Nähe zu den Menschen der Straße. Nun, Lupo war unglücklicherweise für diesen Freitag seit Monaten ausgebucht, aber für den Samstag hätte er »die Bude« reservieren können. Wir versuchten bei Frau Dormann den Termin noch rechtzeitig umzubuchen, aber es war schon zu spät.
Nach dem Empfang gingen wir mit mehreren Freunden in die »Barbara-Stuben«, wo wir bis zwei Uhr feierten, die Kneipe war voll. Schade, es wäre ein herrlicher Empfang in vollem Freitagsbetrieb, die Verschmelzung mit der Straße und es wäre dem Projekt absolut angemessen gewesen. Die wunderbaren, großen Kneipenräume hätten den Empfang zugelassen, Lupo hätte sich gefreut.
Mittwoch 17.10. 2007
Mit Frau Nacken telefoniert und ihr einige Fragen gestellt.
Was ist mit den abgezweigten 30.000,- € , die für die Beleuchtung des Tunnels am Anfang der Hüttenstrasse bestimmt waren? Sollte unsere Enthüllung nicht gemeinsam mit der Eröffnung des neu beleuchteten Tunnels sein? Könnten wir das Geld zur Fortsetzung des Projektes bekommen?
»Wenn das Interesse an dem Projekt weiterhin besteht, sagte Frau Nacken, versucht die Stadt die Fortsetzung des Projektes unabhängig von den 30.000,- € zu finanzieren. Der Weg wird der gleiche sein. Gremien, Kommissionen usw. ...am 15.12. tage die Lenkungsgruppe...«
Donnerstag 18.10.2007
Mit Roger fotografierten wir alle Häuser mit den fertigen Arbeiten.
Dienstag 23.10. 2007
Abrechnung des Projektes in Düsseldorf. Alle Rechnungen zusammentragen und in Rechner eingeben.
Freitag 9.11.2007
Um halb zehn holte ich Rolf Steiner ab. In Aachen ein Termin in Helios Verlag mit Herrn Pröhuber. Es ging um das Konzept für das Buch über das Projekt.
Herr Pröhuber hat immer noch Interesse, wir müssen aber für ihn ein paar Sachen erarbeiten:
1.) Der Umfang des Buches (wie viele Seiten, welches Format...)
2.) Die Finanzierung des Buches
3.) Lektorat des Buches
Das Konzept des Buches: stark überarbeitetes Tagebuch, ergänzt durch Texte von verschiedenen Autoren.
Die Angedachten Autoren: Herr Oprée, Rolf Steiner, Michael Keding – Historiker, Lupo - ein Auszug aus seinen Reisebüchern, Harald Kunde – Die Kunst in öffentlichen Raum.
Das Alles so schnell wie möglich.
Dienstag 13.11.2007
Den ganzen Tag arbeitete ich an den Bildern für Lupo. Die Druck-Vorlagen für die Hüttenstraße machte ich in zwei Exemplaren. Heute zog ich das zweite Exemplar für Lupo auf Pappe auf, retuschierte es und schnitt es zu.
Für Frau Dormann alle Rechnungen kopiert.
Um vier Uhr Nachmittag war ich in Aachen. Den dicken Umschlag mit unserer Projektabrechnung lieferte ich in dem Stadtteilbüro in der Elsassstrasse ab. Es war keine da, ich schob es durch den Briefschlitz ein. Nachher fuhr ich zu den Ritzens. Hubert und Martha informierten mich über die Reaktionen und Neuigkeiten in der Straße.
Wir sprachen auch über das Bild für den Vereinsheim B.C. Rhenania 09 Rothe Erde. Es soll ein Geschenk für Herrn Pesch, den Vereinsvorsitzenden, zu seinem 80ten Geburtstag sein.
Bei Lupo las ich seine Reisehefte und ein paar nahm ich zum studieren mit nach Hause.
Dienstag 4.12.2007
Im Stadtteilbüro lieferte ich die geliehenen, alten Abzüge ab. Das Stadtteilbüro meint, dass es drei Bilder mehr seien müssen. Da wir die Bilder beim abholen nicht gezählt haben, ist es jetzt schwer nachvollziehen, wie viele es tatsächlich waren. Ich kann nur versichern, dass ich die Mappen so abgegeben habe, wie ich sie bekam. Es ist die Frage des Vertrauens...
Mit Roger besuchten wir die Keuchens. Günter gab uns ein DVD über die Enthüllung.
»zu Weihnachten...« sagte Maria.
Von Günter und Maria gingen wir noch zu Lupo. Kurzer Halt beim Stadtteilbüro. Frau Petersen saß mit einer Mitarbeiterin versteckt hinter dem Gummibaum an dem Computer, die Tür war verschlossen. Wir klopften. Frau Petersen schaute uns an, sagte etwas zu der Mitarbeiterin und widmete sich wieder dem Rechner. Ich kloppte nochmals, aber sie ignorierte uns.
»...komm, das haben wir nicht nötig« sagte Roger.
Donnerstag 6.12.2007
E-Mail von Lupo:
Hallo Josef.
Habe Euere Web-side ausführlich gelesen. Es war recht informativ, allerdings sind mir einige, sagen wir mal unglückliche Formulierungen aufgefallen, die zwar der jeweiligen Sache oder Person gerecht werden könnten aber nicht unbedingt klug sind. Das gilt jetzt nicht meiner Person, die ist schon so herüber gekommen wie beschrieben (ich war als Kind schon Scheiße), den Spruch kennst du ja von mir. Wir können ja bei Gelegenheit mal quatschen, vielleicht wenn wir mal die Ost-Afrika Dias gucken. Wird die Web-side weiterhin aktualisiert, und wann kommt der Fernsehbeitrag von Jochen im TV?
Mit der Bitte um Kenntnisnahme und eventuell Sendetermin
Viele Grüße Lupo O:-)
Um 11 kam Jochen vorbei und teilte mir mit, der Film werde Anfang 2008 im ZDF-Infokanal gesendet. siehe hier
(Nachtrag zum Tagebuch: Im Januar 2008 lief der Film »Bilder bauen Brücken« über unser Projekt und die Menschen in Aachen Rothe Erde im ZDF-Infokanal. Wir distanzieren uns aber hiermit ausdrücklich von allen gemachten Aussagen in diesem Film. Weder Inhalt, Text oder Schnitt waren mit uns abgestimmt, noch war dies eine Auftragsarbeit.)
Bei dem Projekt ist nichts einfach...
Mittwoch, 12.12.2007
Heute ist Martha Ritzen gestorben.
Ein SMS von Hubert Ritzen, die ich allerdings erst an Weihnachten von ihm bekam:
Hallo lieber Freund Josef, ich wünsche dir und alle unseren Freunden schöne Weihnachten und ein gutes, gesundes neues Jahr.
Leider habe ich eine schlechte Nachricht für Euch. Unsere liebe Martha ist am Mittwoch den 12. Dez. plötzlich gestorben. Ich bin sehr traurig. Ahoj, euer pritel Hubert.
Nachdem ich die SMS erhalten habe, rief ich sofort Hubert an. Er erzählte mir, dass Martha in seinen Armen gestorben sei. Herzversagen. Kurz nachher rief mich Lupo an und berichtete, wie es war......
Sie ist sofort gestorben, ohne zu leiden. Kurz vor Weihnachten ließ sie Hubert alleine....
Roger hat für uns Weihnachtskarten machen lassen, am Montag sind sie fertig....
Donnerstag 20.12.2007
Die Neujahrskarten für die Hüttenstraße sind fertig. 1000 Stück. Roger schickte mir die Hälfte per Post nach Köln.
Am Nachmittag rief mich Frau Nacken an und teilte mir mit, dass das Geld, die ganze Abrechnungssumme überwiesen sei. Die Fortsetzung des Projektes müssen wir beantragen, aber die Lenkungsgruppe hat es begrüßt und weiterempfohlen. Sie wünschte uns beiden ein Frohes Fest und freut sich auf weitere Zusammenarbeit...
Samstag 22.12.2007
Heute ist der letzte Tag vor meiner Abreise in Urlaub. Die Post hat nur bis zwei Uhr auf. Da die Karten von Roger noch nicht angekommen sind, habe ich mich entschieden meine Neujahrskarten ohne Rothe Erde Karte zu verschicken. Als ich das Haus Richtung Post verließ, es war um ein Uhr, sehe ich den Postwagen. Der Postbote, mit einem Päckchen in der Hand kommt auf mich zu. Ich nenne meinen Namen und er nickt. Ich renne zurück nach Hause, mache die zugeklebten Umschläge auf, tüte zusätzlich die Rothe Erde Karte ein, klebe sie wieder zu und renne zur Post. Fünf Minuten vor Schluss stelle ich mich erleichtert in die Schlange ein.
Wie immer mit dem Projekt, in letzter Sekunde klappt es doch....
In den mehreren Jahren der Arbeit an dem Projekt sind wir oft nach Aachen gefahren. Roger von Düsseldorf aus und ich von Köln. Bei den meisten Terminen waren wir beide anwesend. Meistens fuhren wir an dem gleichen Tag zurück. Weil es mich selbst interessierte, recherchierte ich zum Schluss wie oft ich denn hin und zurück fuhr?
Im Jahre 2004, als das Projekt anfing, war es viermal. In zweiter Hälfte des Jahres 2005 wurde das Projekt fortgesetzt. Da war ich sechsmal in Aachen. 2006 war die Ochsentour. Dreißig Mal waren wir in Aachen. 2007, im Jahr der Enthüllung und bis zum Ende des Jahres besuchten wir die Stadt zweiundvierzig Mal. Insgesamt sind es 82 Besuche. Hin und zurück sind es 140 Km. 12.000 Km und das mal zwei…
Frohes Fest und guter Rutsch mit dem Projekt ins 2008....