Aachener Zeitung

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26.04.2007

Viele neue Gesichter für Aachens Osten
Fotografien von Anwohnern sollen Häuser in der Hüttenstraße verschönern. Jetzt werden Menschen gesucht, die mitmachen.

Von unserem Mitarbeiter Christoph Classen.
Foto Wolfgang Plitzner

AACHEN. Es Ist ein Projekt, das dem Aachener Ostviertel ein neues Gesicht verleihen soll. Oder besser gesagt: viele neue Gesichter. Längs der Hüttenstraße, die sich auf rund 500 Metern Länge vom Madrider Ring zum Ostviertel schlangelt, soll Kunst entstehen. Ungewöhnliche Kunst. Sieben Häuserfassaden werden mit gigantischen Fotografien von zeitgenössischen Anwohnern und längst verstorbenen Vorgängern verschönert (die AZ berichtete). Finanziert wird das voraussichtlich rund 70.000 Euro teure Projekt aus dem Landesfördenopf »Soziale Stadt NRW.«

Kommunizierende Kunst

»Was die Jury überzeugt hat, war die Auseinandersetzung der Künstler mit den Bewohnern und der Geschichte des Stadtteils«, betont Planungsdezernentin Gisela Nacken. Und in diese Auseinandersetzung vertiefen sich die Künstler momentan. Designer Roger Bröchler und Fotograf Josef Šnobl suchen den Kontakt zu den Anwohnern. »Wir machen keine abbildende Kunst, sondern kommunizierende Kunst. Wir sind auf der Suche nach Motiven«, sagt Bröchler. Im Klartext: Die beiden Künstler suchen zurzeit Anwohner, die bereit sind, ihr Antlitz im Großformat für die Hausfassaden zur Verfügung zu stellen. Allerdings sollten es keine reinen Porträtaufnahmen werden. Die Motive werden weiterbearbeitet, es wird farbliche Veränderungen geben, und die einzelnen Bilder sollen zu Collagen zusammengefügt werden. Bröchler: »Es kann sein, das man sich auf einem Bild wieder findet, gemeinsam mit einem Menschen, der hier vor 100 Jahren gelebt hat.« Aber nicht nur der Entstehungsprozess, auch die verwendete Technik ist besonders. Fotograf Šnobl setzt auf die »Murale Fotografier bei der die Bilder auf einen besonders strukturreichen Hintergrund gedruckt werden. Ein Aluminiumrahmen wird die Aufnahmen umgeben, das Ganze wird dann an der Hausfassade festgedübelt. »Für Renovierungsarbeiten beispielsweise sind die Bilder auch abnehmbar«, betont Šnobl. Abwaschbar sind sie zudem, allerdings wollen die Künstler der Witterung ganz bewusst ihren Einfluss lassen. »Wir sehen es als Teil des künstlerischen Prozesses. Die Menschen verändern sich mit der Zeit ja auch«, sagt Bröchler. Die verwendeten Farben sollen eine Haltbarkeitsdauer von bis zu 75 Jahren haben, So lange werden die Bilder dann aber wahrscheinlich doch nicht die Hausfassaden zieren. Denn: Für das Projekt änderte das Lan- desministerium für Bauen und Verkehr sogar die Bindungsfrlst, die für Projekte im Rahmen der »Soziale Stadt NRW«-Förderung vorgesehen sind. Gelten normalerweise 20 Jahre als Frist, wurde diese für das Projekt in der Hüttenstraße auf vier Jahre reduziert.

Sieben Verträge stehen.

»Nicht jeder möchte ein Bild für 20 Jahre an der Hauswand haben. Was ist, wenn das Haus verkauft werden soll?«, erklärt Nacken. Ver- träge mit sieben Hausbesitzern sind bereits abgeschlossen, 15 sieht die ursprüngliche Projektplanung vor. Nacken hofft auf einen Schneeballeffekt, sobald die ersten Bilder im Sommer dieses Jahres angebracht worden sind: „Wir hoffen, dass die Leute sagend Oh, das sieh- gut aus, da machen wir auch mit." Im Internet ist der gesamte Schaffensprozess übrigens zu verfolgen. Zudem gibt es dort unter www.muralefotografie.de Raum für Anregungen und Kritik.

Aachener Zeitung
26.04.2007

muralefotografie
Kunst in der Hüttenstraße
Aachen Rothe Erde

Kontakt
Roger Bröchler & Josef Snobl GBR
Alexanderstrasse 18
40210 Düsseldorf
Telefon 0211-8628575
Telefax 0211-8628576

www.muralefotografie.de
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