Aachener Nachrichten

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1.05.2007

Hausfassaden im Dialog mit den Bürgern gestalten
In Rothe Erde vom Land mit 70.000 Euro gefördert:
Murale Kunst an Häuserwänden. Sieben Hauseigentümer machen mit

Von unserer Mitarbeiterin Gitte Schorn, Aachen.

Es ist vollbracht. Die beiden Künstler zur Rechten, Stadtteilbüromitarbeiter zur Linken verkündet Dezernentin Gisela Nacken lächelnd die frohe Botschaft: Gefördert mit 70.000 Euro wird im Rahmen des Förderungsprogramms »Soziale Stadt NRW« im Stadtteil Rothe Erde öffentlicher Raum künstlerisch gestaltet werden. Und das schon bald. Die Verträge mit sieben Hausvermietern sind unter Dach und Fach, weitere erwünscht. Vier Jahre lang stellen sie den Künstlern Josef Šnobl und Roger Bröchler eine Hauswand zur Verfügung. Die Fotoarbeiten auf witterungsbeständiger luftdurchlässiger Spezialplane werden von den beiden hauswandschonend und abnehmbar auf Rahmen gesetzt. Erklärtes Ziel des Projektes »Murale Fotografie« ist, Hausfassaden in intensivem Dialog mit den Bewohnern zu gestalten. Letztere gilt es noch zu finden. Ihre Gesichter werden dann, wenn sie möchten, fotografiert und ab Ende August in Überlebensgröße die Fassaden schmücken, solo oder als Collage mit historischen Stadtteilphotos. Die Bilder verbinden die geschichtliche Vergangenheit mit der menschlichen Existenz der Gegenwart und dokumentieren das Leben auf der Straße. Vier Jahre lang, »Verwitterung erwünscht«, sagt Bröchler. Die Hüttenstraße grenzt an zwei große Werke, die Continental AG und Philips Industriepark. Die Straße ist übersichtlich und voller Geschichte. Nur wenige Häuser erinnern an Vergangenes oder stehen unter Denkmalschutz. Viele Lücken geben einen freien Blick auf leere Wände, blinde Mauern der Häuser, die ab und an von einer Werbefläche mit wechselnder Reklame gefüllt ist. Das Projekt »Murale Fotografie« arbeitet mit diesen Wänden. Der Begriff »Muralismus« entstand nach der mexikanischen Revolution von 1910 bis 1917 mit sozial und politisch engagierter Wandmalerei. Šnobls und Bröchlers »Murale Fotografie« arbeitet mit Fotografien auf modernen Materialien, die auf die Wand gearbeitet werden und eine neue visuelle Erfahrung bieten. Ende 1999 wurde der Aachener Osten – das Ostviertel und Rothe Erde – in das Förderprogramm »Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf« aufgenommen. Wie bitter nötig das ist, zeigen diese Fakten. Ein überalterter Wohnungsbestand, eine Konzentration von Sozialwohnungen und Obdachlosenunterkünften und ein vernachlässigtes Wohnumfeld sorgen für ein schlechtes Image. Hier leben überdurchschnittlich viele Familien mit niedrigem Einkommen, viele Jugendliche sind arbeitslos. Der Zusammenhalt in der Bewohnerschaft ist durch den hohen Anteil ausländischer Mitbürger und der entsprechenden sprachlichen Vielfalt schwierig. Eine Verschönerung der Häuser bedeutet für ihre Bewohner und auch Besucher einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität. Einzigartig an diesem von Künstlern, Vertretern des Stadtteils und dem Stadtteilbüro Aachen-Ost entwickelten Projekt ist, in Zusammenarbeit mit den Bewohnern öffentliche Kunst zu schaffen. Gemeinsame Themen und Motivsuche und deren Umsetzung schaffen eine hohe Akzeptanz und Identifikation mit den Kunstwerken. Sie werden Geschichten, Ansichten, Kulturen, Wünsche und Träume der Bewohner des OstViertels erzählen.

Bringen Kunst an die Häuserwände: die Künstler Josef Snobl und Roger Bröchler (Mitte). Über die Bilder an den Fassaden freuen sich schon Stephanie Dormann (links) vom Stadtteilbüro Hüttenstraße und Beigeordnete Gisela Nacken.

Foto:Heike Lachmann

Aachener Zeitung
26.04.2007

muralefotografie
Kunst in der Hüttenstraße
Aachen Rothe Erde

Kontakt
Roger Bröchler & Josef Snobl GBR
Alexanderstrasse 18
40210 Düsseldorf
Telefon 0211-8628575
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